Agrarpolitik

EU-Agrarbeschlüsse mit deutlichen einzelbetrieblichen Auswirkungen

28.11.2003

Eisenach (DMK) – Die Europäische Agrarpolitik umfasst sowohl kurz- als auch langfristige Risiken. Das Modell der Entkopplung sei von entscheidender Bedeutung für die Landwirtschaft, erläuterte Prof. Dr. Alois Heißenhuber vom Wissenschaftszentrum Weihenstephan der TU München. Im Rahmen der Jahrestagung des Deutschen Maiskomitees e.V. (DMK) in Eisenach ging Heißenhuber auf die einzelbe-trieblichen Auswirkungen der EU-Agrarbeschlüsse ein. Die Europäische Union strebt mit ihrer Agrarreform eine stärkere Marktorientierung unter Einhaltung gewisser Standards und Qualitätskriterien an. Die vorhandenen finanziellen Mittel sollen möglichst nachhaltig und ausgewogen verteilt werden. Die Wege zum Ziel sind die sogenannte Entkopplung und das Cross Compliance. Bei der Entkopplung werden Prämien nicht mehr abhängig von der angebauten Kultur oder der Anzahl der Tiere sondern auf die Fläche bezogen gezahlt. Cross Compliance bedeutet, dass diese Zahlungen nur bei Einhaltung gewisser Vorschriften in voller Höhe fließen. Im Ergebnis soll der Markt Angebot und Nachfrage über den Preis regeln. Höhere Standards honoriert der Kunde mit besseren Preisen oder der Staat durch Direktzahlungen. Gegen eine derartige Vision ist nach Prof. Heißenhuber im Grundsatz nichts einzuwenden. Dennoch hinterfragte er, ob sich bei der Entkopplung in der Praxis tatsächlich Preise und Kosten einstellen, die aus betrieblicher Sicht die Bewirtschaftung rechtfertigen würden. „Es könnte sein, dass die Produktpreise in der Tierhaltung zum Beispiel für Rindfleisch nicht im erforderlichen Ma-ße steigen beziehungsweise die Kosten zum Beispiel für Kälber nicht entsprechend sinken, um einen akzeptablen Deckungspreis zu erzielen“, meinte Heißenhuber. Besonders in der Milchkuhhaltung und der Rindfleischerzeugung sei durch die Beschlüsse mit einem verschärften Strukturwandel zu rechnen. In der Pflanzenproduktion bestünde das Risiko, dass sich die Produktpreise am Weltmarkt nicht im erforderli-chen Maße nach oben entwickeln, so dass ertragsschwache Standorte aus der Produktion ausscheiden. „Für den Einzelbetrieb ist es von entscheidender Bedeutung, welches Modell der Entkopplung angewendet wird“, sagte Heißenhuber. Für die Maisanbauer, die in der Mehrheit zu den viehhaltenden Betrieben zählen, sei das Betriebsmodell vorteilhaft. Sie würden bei dem Modell der einheitlichen Flächenprämie zu den Verlierern zählen.