Gentechnik

GVO-Nachweis im Saatgut

29.11.2005

Die Zuverlässigkeit und Reproduzierbarkeit der Laboruntersuchungen von Saatgutproben ist von vielen Faktoren abhängig, das gilt insbesondere für die Untersuchungen im Hinblick auf einen GVO-Anteil. Professor Dr. Michael Kruse vom Institut für Pflanzenzüchtung, Saatgutforschung und Populationsgenetik in Hohenheim analysierte im Rahmen der Jahrestagung des Deutschen Maiskomitees e.V. (DMK) in Magdeburg die derzeitige Praxis der GVO-Untersuchungen von Saatgut. Er kam zu dem Ergebnis, dass das derzeit verbreitete Konzept, den Schwellenwert gleich der Nachweisgrenze zu setzen, nicht realisiert werden sollte. Seinen Angaben zufolge liegt die Nachweisgrenze der derzeitigen Methoden bei 0,1 %. Das bedeute, dass geringere Werte als 0,1 % nicht zuverlässig reproduzierbar seien, dagegen zuverlässige Werte zwangsläufig oberhalb von 0,1 % liegen müssen, im Grenzbereich jedoch mit einer als unakzeptabel hoch eingestuften Fehlergröße behaftet seien. Eine statistisch nachvollziehbare und anwendbare Regelung seitens der Kontrollbehörden sei hier dringend erforderlich, damit nicht Untersuchungsergebnisse mit mangelnder Reproduzierbarkeit womöglich zur Entscheidungsfindung herangezogen würden. Kruse bewertete die Bedeutung verschiedener Fehlerquellen wie etwa die Reproduzierbarkeit eines Ergebnisses innerhalb eines Labors, in unterschiedlichen Laboren und letztlich auch die Größe einer partierepräsentativen Saatgutprobe. Bei gleichen Einsendungsproben würden Abweichungen der Ergebnisse überwiegend durch Streuungen innerhalb der Labore verursacht, berichtete Kruse. Würden verschiedene Zufallsproben einer Saatgutpartie von einem oder mehreren Instituten untersucht, hänge die Reproduzierbarkeit des Ergebnisses zu 75 bis 85 Prozent von der Saatgutprobe und lediglich die verbleibenden 25 bis 15 Prozent von den Laboren oder der Streuung innerhalb der Labore ab. Die Probe selbst ist demnach mit Abstand die größte Fehlerquelle. Der Saatgutprobe und insbesondere der Probengröße sei daher größte Bedeutung beizumessen, meinte Kruse. Derzeit werde der GVO-Anteil in der Regel anhand einer Probe von 3.000 Samen, was bei Mais etwa einem Kilogramm entspricht, gemessen. Diese Menge sei unzureichend, weil die Streuung der Existenz von GVO-Bestandteilen in derart kleinen Proben so groß sei, dass zuverlässige, für die Saatgutpartie repräsentative quantitative Ergebnisse nicht erwartet werden könnten. Kruse meint, dass die Probengröße bei mindestens 9.000 Samen liegen müsste, um eine zuverlässige quantitative Bestimmung im Bereich zwischen 0,1 und 1 Prozent vornehmen zu können.