Pflanzenschutz

Maiswurzelbohrer: Quarantänestatus wird kontrovers diskutiert

29.07.2004

Der Westliche Maiswurzelbohrer tritt bereits in vielen Nachbarländern auf. Deutschland gilt bisher als befallsfrei. Dieser Status kann sich täglich ändern, auch wenn die kühle und nasse Witterung der letzten Wochen diesem Maisschädling nicht entgegen kommt. Erst dann greifen die seit Herbst 2003 vorgeschriebenen EU-weiten Maßnahmen zur Ausrottung des Quarantäneschädlings. Nach Angaben des Deutschen Maiskomitees e.V. (DMK) sind diese Maßnahmen im Rahmen der Leitlinienentwicklung kontrovers diskutiert worden. Ziel der Quarantänemaßnahmen ist es, die Einschleppung des Maiswurzelbohrers Diabrotica virgifera virgifera zu verhindern oder zumindest seine Ausbreitung zu verzögern. Dazu wird eine Befallszone mit einem Durchmesser von einem Kilometer um ein Befallsfeld ausgewiesen, in der strikt einzuhaltende Maßnahmen vorgeschrieben sind. Darunter fallen die Bekämpfung mit Insektiziden im Befallsjahr, eine zeitlich befristete Erntebeschränkung, eine vorgeschriebene dreijährige Fruchtfolge und einige weitere Maßnahmen. Darüber hinaus wird in einer fünf Kilometer umfassenden Sicherheitszone eine zweijährige Fruchtfolge oder der Einsatz von Insektiziden auferlegt. Bei einem einzigen Befallsherd rechnet die Landwirtschaftsverwaltung mit 600.000 € für die Insektizide und deren Ausbringung bei zweimaliger Behandlung in der Befalls- und Sicherheitszone, die insgesamt ca. 11.300 ha umfasst. Bis zu 50 Prozent dieser Kosten für Monitoring und Bekämpfung können auf Antrag des Mitgliedstaates durch die EU erstattet werden. Den Landwirten steht allerdings im Prinzip keine Entschädigung für die Einbußen im Quarantänefall zu, so das DMK. Zudem betonen verschiedene Wissenschaftler, dass es noch nie gelungen sei, einen einmal in der EU aufgetretenen Schädling durch entsprechende Quarantänemaßnahmen wieder auszurotten. Die Notwendigkeit der hohen Kosten sind des weiteren zu hinterfragen, zumal inzwischen bekannt ist, dass der Maiswurzelbohrer seine Eier auch in Getreidefelder ablegt, wo im Folgejahr eventuell angebauter Mais, jedoch notfalls auch eine Reihe anderer Pflanzen, die Ernährung sichern würde. Aufgrund dieser Sachlage sprechen sich viele Experten gegen die Quarantänemaßnahmen aus. Nach Meinung des DMK sollte intensiv nach Wegen gesucht werden, mit dem Schädling umweltgerecht und gleichzeitig effektiv umzugehen. Im Pflanzenschutzsektor existieren bereits Erfahrungen aus den USA. In Deutschland gibt es erste Produkte mit einer Genehmigung zur Ausbringung bei Gefahr im Verzug. Die Forscher arbeiten intensiv an Beizmitteln, Granulaten zur Saatreihenbehandlung sowie Insektiziden. Eine weitere vorstellbare Möglichkeit wird in der Kombination von speziellen Fraßlockstoffen mit Insektiziden in geringer Dosierung gesehen, die die Tiere aktiv zur Aufnahme der tödlichen Dosis verleiten. Ein zukünftiger Baustein einer integrierten Bekämpfung wird auch im Anbau resistenter Sorten erhofft. Erste Untersuchungen zielen darauf ab, mögliche Resistenzfaktoren wie etwa den Ligningehalt der Wurzel als morphologischen oder den Phytosterolgehalt als biochemischen Parameter exakt zu definieren. Mittelfristig ist auch der Anbau gentechnisch veränderter Maissorten als Maßnahme gegen den Maiswurzelbohrer vorstellbar.