Forschung

Medikamente vom Maisfeld

29.07.2004

Medikamente und Impfstoffe gegen Aids, Diabetes, Tuberkulose oder Tollwut könnten in Zukunft im Maisfeld wachsen. Das jedenfalls ist das Ziel eines Forschungsprojektes der Europäischen Union, das Wissenschaftler aus elf europäischen Ländern und Südafrika in den kommenden fünf Jahren verfolgen. Nach Recherchen des Deutschen Maiskomitees e.V. (DMK) soll es mit Hilfe gentechnisch veränderter Pflanzen gelingen, kostengünstigere und sicherere Produktionsverfahren zu entwickeln. Prozesse zur Produktion von medizinisch wirksamen Proteinen, die bislang in tierischen Zellen oder Bakterien vollzogen werden, sollen demnach auf das biologische System Pflanze übertragen werden. In den USA forscht man seit vielen Jahren auf diesem Gebiet. Dort laufen unter strengen Kontrollen bereits Feldversuche mit gentechnisch verändertem Mais, der bestimmte Proteine als Grundlage für Arzneimittel enthält. Vermutlich wird in drei Jahren in den USA der erste pharmazeutisch wirksame Stoff aus Pflanzen zur Kariesvorbeugung auf den Markt kommen. In Deutschland und der Europäischen Union ist die Forschung noch nicht soweit. Das nun bewilligte Projekt „Pharma-Planta“ hat ein Volumen von 12 Millionen Euro und wird vom Aachener Fraunhofer Institut koordiniert. Neben den Aachener Wissenschaftlern sind aus Deutschland die Universitäten Heidelberg und Münster sowie das Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben (IPK) beteiligt. Das internationale Forscherteam will ein Konzept von der genetischen Veränderung, der Züchtung, dem Anbau der Pflanzen und der Extraktion und Reinigung der wirksamen Substanzen bis hin zu den klinischen Versuchen erarbeiten. Mais und Tabak scheinen als Pharmafabriken prädestiniert zu sein. Der größte Vorteil der Pharmapflanze Mais liegt in der kostengünstigen und sicheren Produktion. Wesentliche Argumente sind die bessere Lagerfähigkeit und die Integrierbarkeit in agronomische Prozesse. Ein großflächiger landwirtschaftlicher Anbau ist im Rahmen des Projektes allerdings nicht zu erwarten. Die Pharmafabrik Pflanze eröffnet vor allem ärmeren Ländern die Möglichkeit kostengünstig Medikamente zu produzieren. Alle Ergebnisse werden daher kostenlos Entwicklungsländern zur Verfügung gestellt. Die orale Impfung, also der Verzehr derartiger Pflanzen zum Schutz vor Krankheiten, ist jedoch noch Zukunftsmusik.