Gesellschaft

Verstecken gilt nicht, offen kommunizieren ist angesagt

29.11.2016

Dr. Ludger Schulze Pals, der Chefredakteur von top agrar, fand bei der Jahrestagung des Deutschen Maiskomitees e.V. (DMK) klare Worte zum Umgang der Landwirtschaft mit gesellschaftlichem Gegenwind. Verstecken gilt nicht, es gehe vielmehr um die Bereitschaft des Berufsstandes zum offenen Dialog mit der Gesellschaft, meinte Schulze Pals in seiner Dinner Speech beim Abendempfang des DMK in Berlin.

Die Landwirtschaft sei unter anderem zum gesellschaftlichen Blitzableiter geworden, weil sie den Kontakt zu Bürgern und Verbrauchern verloren und selber keine überzeugende Strategie für die Zukunft habe, meinte Schulze Pals. 

Er erläuterte, dass höchstens zwei von zehn Kindern heute in etwa wüssten, wie viel Milch eine Kuh gibt oder wie viele Eier ein Huhn legt. Nur vier von zehn Schülern könnten sagen, in welcher Farbe der Raps blüht. Rudimentäres Wissen hält die Verbraucher aber, so der Chefredakteur von top agrar, nicht davon ab, sich eine Meinung über die Landwirtschaft zu bilden. Mehr als zwei Drittel der Verbraucher meinen, dass die Landwirte zu wenig für Umweltschutz und Tierwohl tun und zu stark auf Gentechnik setzen. Gleichzeitig hätten mehr als zwei Drittel ein positives Bild von der Landwirtschaft und schätzen den Beruf des Landwirts sehr. Daraus müsse die Landwirtschaft zwei Schlussfolgerungen ziehen. Erstens würden sich die idyllischen Bilder vom kleinstrukturierten Betrieb aus Omas Zeiten weiter halten. Zweitens müsse die Landwirtschaft vor diesem Hintergrund überprüfen, ob sie noch richtig mit der Gesellschaft kommuniziert.

Die großen überregionalen Zeitungen, Magazine und Fernsehsender würden nicht immer ausgewogen über die Landwirtschaft berichten, meinte Schulze Pals. Das gehe unter anderem darauf zurück, dass es in Teilen der Landwirtschaft tatsächlich Probleme gebe. Außerdem bekomme negative Berichterstattung immer mehr Aufmerksamkeit und mache damit mehr Auflage und Quote als positive Beispiele. Darüber hinaus berichten häufig Journalisten aus dem Umwelt- oder Verbraucherschutzressort über Landwirtschaft. Sie haben einen anderen Blick auf die Landwirtschaft. Schulze Pals verwies auch darauf, dass die Agrarkritiker die Presse perfekt bedienen würden, die Landwirtschaft selbst hingegen kommuniziere oft zu langsam und zu wenig selbstkritisch.

Letztlich aber habe die Landwirtschaft selbst keine Antworten auf die Frage, wohin sie sich entwickeln will. „Sie hat ein Glaubwürdigkeitsproblem, solange sie eigene Defizite nicht klar benennt“, meinte Schulze Pals. Es werde daher notwendig sein, die Probleme der gegenwärtigen Produktionsmethoden anzuerkennen, anzupacken und auch die Kommunikation spürbar zu ändern. „Die Branche sollte selbstkritischer werden. Sie muss den Bürgern und Verbrauchern sagen, wohin die Entwicklung gehen soll. Sie muss auch klären, wie sie in Zukunft mit schwarzen Schafen umgehen wird. Und der Berufsstand sollte mit einer Stimme sprechen“, sagte Schulze Pals. Auf die Gesellschaft zuzugehen heiße nicht, dass alle Wünsche und Forderungen der Bürger und Verbraucher erfüllbar sind und erfüllt werden müssen. Es gehe vielmehr um die Bereitschaft zum offenen Dialog mit der Gesellschaft.

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